Wien: Ökumenisches Symposium am 18.10.2022 beleuchtete Erfahrungen mit Synodalität

20.10.2022

Domdekan Prokschi, GEKE-Generalsekretär Fischer und der orthodoxe Theologe Moga brachten vielfältige synodale Grundlagen, aber auch aktuelle Herausforderungen mit Synodalität in ihren Kirchen ein

 

Auszug aus der Kathpressmeldung vom 19.10.2022: 

Unter dem Titel "Synodalität als Herausforderung. Wie leitet der Heilige Geist die Kirche?" berichteten Dienstagabend in Wien Experten aus der Evangelischen, Orthodoxen und Katholischen Kirche über die jeweiligen Kirchenerfahrungen mit Synodalität. Das Kurzsymposion, zu dem u.a. die Wiener Diözesankommission für Ökumenische Fragen und die Stiftung Pro Oriente geladen hatte, wollte damit auch einen Beitrag zum Synodalen Prozess in der katholischen Kirche leisten, in den ausdrücklich auch auf die synodalen Erfahrungen der Schwesterkirchen miteingebracht werden sollen. […] 

Spannung zwischen Institution und Charisma

Der Wiener orthodoxe Theologe Prof. Moga betonte in seinen Ausführungen, dass Synodalität ein Wesensmerkmal der Orthodoxen Kirche sei. Die Orthodoxie habe das synodale Selbstverständnis der Alten Kirche lebendig bewahrt. Im orthodoxen Bewusstsein sei besonders das Apostelkonzil bis heute maßgeblich, wo es im Beschluss der Versammlung heißt: "Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen..." Der verstorbene Wiener Metropolit Michail Staikos habe dies die "vertikale, die pneumatologische Dimension der Synodalität" genannt, "die die demokratischen Formen der Verwaltung der Kirchen ergänzt", so Moga.

Die aktuellen Schwächen der Synodalität auf panorthodoxer Ebene dürften die Tatsache nicht verdecken, dass auf der Ebene der autokephalen Kirchen die "Bischofssynodalität die klar geregelte, institutionalisierte Form der Leitung der Kirche ist". Sie sei kein Wunschdenken, "sondern Verfassung der Kirche - bis ins letzte Detail des jeweiligen Kirchenstatuts einer jeden autokephalen orthodoxen Kirche durchdekliniert".

Freilich: Der Heilige Geist wirke nicht nur in Synoden, und auch nicht in jeder Synode. Bischöflich-synodale Institution einerseits und personales Charisma andererseits seien die zwei Pole, in der die leitende Wirkung des Heiligen Geistes in der Kirche manifestiert werde, so Moga: Beides - Institution und Charisma - seien für das Leben der Kirche wesentlich bedeutend, zugleich aber auch nicht verwechselbar. Weder institutionalisierte Synodalität allein, noch Einzelberufungen und Charismen seien per se Garantien für das Wirken des Heiligen Geistes, fasste der Theologe zusammen: "Diese Unverfügbarkeit des Heiligen Geistes ist schwer zu ertragen, tut aber gut, denn es soll auf die Christozentrik unseres Zeugnisses, auf das Wesentliche des christlichen Glaubens hinweisen." Und: "Überall dort, wo es sich um Machtpolitik handelt, ist der Heilige Geist wohl nicht zu finden." Die Kirche müsse in der Welt "fragil und zärtlich bleiben, damit der Heilige Geist darin noch Platz hat". Als weitere Eckpfeiler der Orthodoxen Kirche bzw. Wirkungsorte des Heiligen Geistes benannte Moga Tradition, Rezeption und Liturgie.

Kritisch merkte der Theologe an, dass sich in der Österreich-Synthese zum Synodalen Prozess der Katholischen Kirche, die im August von den Bischöfen nach Rom geschickt wurde, zu den Erfahrungen der Schwesterkirchen mit Synodalität eigentlich nichts finde. Und das, obwohl etwa an den vorsynodalen Beratungen im Juni in Mariazell auch Vertreter der Orthodoxie und Evangelischen Kirche - allen voran Metropolit Arsenios (Kardamakis) und Bischof Michael Chalupka, teilgenommen hatten.