Ostkirchenband des Bischofslexikons der Donaumonarchie in Arbeit
Ostkirchenband des Bischofslexikons der Donaumonarchie in Arbeit
Per 24. Mai 2022 wurde von Univ.-Prof. Dr. Dr. Thomas Mark Németh und a.o. Univ.-Prof. DDr. Rupert Klieber, Herausgeber der Reihe „Die Bischöfe der Donaumonarchie 1804 bis 1918“, vereinbart, dass der als Band IV geplante ‚Ostkirchenband‘ deutlich erweitert werden wird und dafür Prof. Németh die redaktionelle Verantwortung übernimmt.
Der erste Band, betreffend die Kirchenprovinzen des Königreiches Ungarn ohne Kroatien, ist 2020 erschienen. Er wurde inzwischen in Budapest, Rom und Wien präsentiert und hat bereits große internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ein zweiter Band wird sich den römisch-katholischen Kirchenprovinzen in einem nördlichen Bogen von Trient bis Lemberg widmen (i. e. den Kirchenprovinzen Salzburg und Wien, Prag und Olmütz sowie Krakau und Lemberg), ein dritter Band den primär italienisch wie kroatisch geprägten südlichen Kirchenprovinzen zwischen Mailand und Sarajewo.
Der "Ostkirchenband" wird nach dem Modell des bereits erschienenen 1. Lexikonbandes gestaltet und Biogramme aller im einschlägigen Zeitraum regierenden orthodoxen wie katholischen Ostkirchen angehörige Bischöfe enthalten, ebenso historische Skizzen zu den ostkirchlichen Metropolien bzw. Diözesen (Eparchien).
Das größte Kontingent werden darin 90 orthodoxe Bischöfe stellen, die drei Metropolien von Karlowitz, Hermannstadt und Bukowina-Dalmatien sowie Bistümern in Bosnien-Herzegowina zugeordnet waren, das seit 1878 von Österreich-Ungarn verwaltet wurde.
Zur griechisch-katholischen Kirchentradition zählen weitere 52 Bischöfe, die Metropoliten in Lemberg und Karlsburg-Fogarasch bzw. den römisch-katholischen Erzbischöfen von Gran und Agram unterstanden. Darüber hinaus amtierten im untersuchten Zeitraum in Lemberg sieben armenisch-katholische Bischöfe. Damit wird der vierte Lexikonband insgesamt 149 Biogramme zu Bischöfen ostkirchlicher Traditionen enthalten.
Die Erstellung und redaktionelle Bearbeitung der Biogramme zu den unierten Bischöfen wurde bereits vom bisherigen Projektteam organisiert, dem neben Projektleiter Klieber die Länder-Verantwortlichen Ivana Horbec (Kroatien), Emília Hrabovec (Slowakei), Oleh Turiy (Ukraine) und Péter Tusor (Ungarn und Siebenbürgen) angehören. Zur Bildung eines neuen Projektteams für die Biogramme zu orthodoxen Bischöfen haben bereits Vorgespräche mit Prof. Dr. Paul Brusanowski (Sibiu) und Univ.-Prof. Dr. Kurt Scharr (Innsbruck) stattgefunden. Die Fertigstellung des Bandes ist für Ende 2025 anvisiert.
Der Ostkirchenband wird erstmals einen Gesamtüberblick zu Herkunft und Werdegang, vor allem aber dem Amtsgebaren und politischen Handeln der obersten Amtsträger aller Kirchen östlicher Tradition im Bereich der Donaumonarchie bieten. Diese Zusammenschau wird zum einen den Blick für die zahlreichen kulturellen Gemeinsamkeiten dieser Kirchenszene schärfen, aber auch die nicht unwesentlichen Unterschiede und Brüche innerhalb dieses bedeutenden Bestandteils der Konfessionslandschaft Österreich-Ungarns aufzeigen.
Thomas Németh steht seit 2019 dem Fachbereich Theologie und Geschichte des christlichen Ostens an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien vor. Er hat sich 2013 mit einer Arbeit zur Orthodoxie in der Donaumonarchie habilitiert und dabei systematisch auch den Einfluss der staatlichen Behörden in Kultusfragen in die Betrachtung einbezogen. In diesem Sinn kann der geplante Ostkirchenband weiter dazu beitragen, bestehende Forschungslücken zu schließen und die Bedeutung östlicher Kirchen als herausragende Kulturträger der Monarchie aufzeigen, die nicht nur von zahlreichen Sprachwelten, sondern auch einer vielfältigen Religionslandschaft geprägt gewesen war.
Thomas Németh/Rupert Klieber